Caloscypha fulgens – der Leuchtende Prachtbecher! Schon der Klang dieses Namens kann einem Mykologen ein Leuchten in die Augen zaubern. Zumindest hier in Norddeutschland. Zwar hatte ich diesen herrlichen Pilz schon einmal gesehen, in einem Bachtal im Schwarzwald. Da konnte ich einmal eine ganze Gruppe dieser Becher bewundern, die außen zunächst grau und innen immer leuchtend gelb gefärbt sind, wahre Edelsteine der Natur. Aber als jetzt die Kunde kam, Pilzfreund Andreas Okrent aus Graal-Müritz habe bei sich in der Nähe, im Ribnitzer Großen Moor, gleich ein ganzes Massenvorkommen dieses Becherlings gefunden, gab es kein Halten mehr. Denn hier in Norddeutschland ist der Leuchtende Prachtbecher eine echte Rarität, dessen letzte Funde in der Region aus Wismar aus dem Jahr 1999 belegt sind. Und so beschlossen am Rande unserer Vereinsversammlung am 31.März Christian, Pirkko, Sven, Torsten und ich, gleich am Sonntag nach Graal-Müritz aufzubrechen, um uns dieses Phänomen anzuschauen und Fotos zu machen.
Wir fuhren zeitig von Rehna los, denn zunächst wollten Torsten und ich noch einen kurzen Abstecher machen zu einer Wiese am Ribnitzer Großen Moor südlich Neuhaus, wo ich letztes Jahr Ende April mal den Blaugrünen Nabeling (Omphalina chlorocyanea) hatte – und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Torsten und ich jeweils eine kleine Gruppe dieses schmucken Nabelings entdeckt hatten. Während des Fototermins zeigten sich dann noch an Birkensamen ein paar klitzekleine Birkenkätzchen-Becherling Ciboria betulae, die - wohl wegen ihrer Winzigkeit - nicht oft gefunden werden. Für Kleinpilzfreunde wie uns natürlich ein Fest!
Am Caloscypha-Treffpunkt in Graal-Müritz kam noch Pilzberater Reinhold Krakow aus Wismar dazu. Unter Führung von Andreas Okrent leuchteten nach kurzem Fußmarsch unserer begeisterten Mykologengruppe bald die ersten prächtigen Becher aus einem leicht feuchten Schwarzerlen-Moorbirkenbruch entgegen. Über mehrere hunderte Meter fanden sich immer wieder kleine Gruppen des Becherlings, und bald sah man uns hier und dort mit unseren Kameras teils kniend, teils liegend, vor den Objekten unserer Begierde.
Schon für diesen enigmatischen Pilz, der manchmal über viele Jahre verschwunden ist und dann plötzlich in großer Zahl auftauchen kann, hätte sich die weite Fahrt nach Graal-Müritz gelohnt. Aber es gab noch mehr zu sehen. Andreas Okrent konnte uns noch einige Exemplare der Riesen-Lorchel (Gyromitra gigas) zeigen, am Wegesrand wuchsen die ersten, noch jungen Fingerhut-Verpeln (Verpa conica), und wir fanden zwei der seltenen, leider schon etwas angetrockneten Großen Nest-Erdsterne (Geastrum fornicatum). In den angrenzenden Dünen wuchsen massenhaft Winter-Stielboviste (Tulostoma brumale), an Gräsern hafteten zahlreich kleine Gras-Stromabecherlinge (Rutstroemia calopus), dazwischen krabbelten einzelne eigentümliche schwarze Käfer herum, die später als Dünen-Schwarzkäfer (Phylan gibbus) bestimmt werden konnten. Zusammen mit herrlichem Sonnenschein und einem zünftigen Eisbecher zum Ausklang freuten wir uns über einen rundum sehr gelungenen Tag, der uns fast wie eine kleiner Vereinsausflug vorkam. Als Wermutstropfen allerdings begleitete uns die ganze Zeit, daß unser Christian Ehmke auf dem Weg zum Treffpunkt unterwegs mit Totalschaden seines Autos an der Autobahn liegengeblieben war. Wir haben ihn zumindest in unseren Gedanken mitgenommen.
Zum Anschauen und Mit-Freuen hier noch ein paar Bilder dieser denkwürdigen Exkursion.
Rehna. Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen und allen Pilzfreunden Westmecklenburgs wird es sicherlich in Erinnerung bleiben! So wenig Pilze gab es schon lange nicht mehr. Dennoch können die Rehnaer Pilzfreunde stolz und zufrieden sein. Der Höhepunkt des Jahres, die 17. Tage der Pilze in Rehna wurden gemeinsam und mit Bravour absolviert.
Das gelang den Rehnaer Pilzfreunden nur im Schulterschluss mit seinen treuen Sponsoren, Förderern, Schülern, Pilzinteressierten und Mitgliedern.
Allen sei deshalb gedankt für die freundliche Hilfe und Unterstützung im Jahre 2016. Wir wünschen eine besinnliche Weihnachtszeit und für das anstehende Jahr 2017 viel Gesundheit, Glück und allen Pilzfreunden viele schöne Pilzfunde.
Und wer zwischen Weihnachtsgans und Marzipanbrot etwas Bewegung braucht und Lust auf Pilze hat, sollte sich auf den Weg an die frische Luft machen. Viele Pilzkenner wissen mittlerweile das sich auch im Winter einige wahre Leckerwissen in unseren Wäldern tummeln, der schiefergraue Austernseitling gehört dazu! Ein Speisepilz der auch auf Großmärkten einen Stammplatz hat. Sein Aussehen erinnert an eine Muschelhälfte der Auster. Die Fruchtkörper sitzen oft dachziegelartig übereinander und bilden mitunter dichte Büschel. Meist sind die grauen Pilze seitlich gestielt und können einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimeter erreichen (Foto).
Abschließend wünschen wir allen Pilzfreunden eine frohe Weihnachtszeit und sagen allen Sponsoren und Freunden des Rehnaer Pilzvereins nochmals „Dankeschön“ für die vielseitige und unkomplizierte Unterstützung! Bleiben sie uns auch 2017 treu.
Ihr Torsten Richter, Vorsitzender des Rehnaer Pilzvereins Heinrich Sternberg e.V.
Becherkoralle (Artomyces pyxidatus (Pers.) Jülich )
Eine besonders schöne und ungewöhnliche Art aus der Gruppe der Korallenpilze mit dem wissenschaftlichen Namen