Lepista personata (Fr.) Cooke 1871, Lilastieliger Rötelritterling
Lateinischer Name: Lepista personata (Fr.) Cooke 1871
Lilastieliger Rötelritterling, Pilz des Jahres 2016
Deutsche Namen: Lilastieliger Rötelritterling
Mit dem Lilastieligen Rötelritterling stellt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. einen Pilz des Jahres vor, für dessen Erhalt Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Der attraktive Pilz kommt verbreitet vor, hat aber durch die fortschreitende Grünlandintensivierung schon viele seiner Lebensräume verloren.
Lepista personata, auch Masken-Ritterling genannt, ist mit seinem kräftigen, 5-25 cm großen hellockergrauen Hut und dem bei jungen Pilzen kräftig violetten Stiel ein gut charakterisierter und attraktiver Wiesenpilz. Fruchtkörper werden fast ganzjährig mit Schwerpunkt Oktober bis November bis zu den ersten stärkeren Frostperioden gebildet. Das Fleisch schmeckt mild. Der Pilz ist grundsätzlich essbar, sollte aber geschont werden. Die Art gilt als endemisch in Europa. Deutschland liegt im Arealzentrum der Verbreitung von Lepista personata in Europa und hat daher mit den meisten Fundnachweisen den Verantwortungsschwerpunkt für den Erhalt der Art.
Der Lilastielige Rötelritterling gehört zu den Wiesen bewohnenden Pilzarten mit den am häufigsten beobachteten Lebensraumverlusten. An vielen seiner bekannten Standorte wird er von Experten als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“ eingestuft oder ist bereits ausgestorben. Der Grund liegt in der noch immer fortschreitenden intensiven Landnutzung wie dem Umbrechen von naturnahen Wiesen und der Erzeugung von Energiepflanzen wie z. B. Mais. Ungünstige landwirtschaftliche Lagen werden sehr oft als Bauland ausgewiesen, obwohl sie gerade wegen ihrer „Nährstoffarmut“ für den Naturschutz sehr wertvoll sind. Ein weiterer sehr wesentlicher Gefährdungsgrund ist die Intensivierung der Düngung wie das übermäßige Ausbringen von Gülle aus der Massentierhaltung.
Der Pilz des Jahres 2016 ist hier nur ein Beispiel für tausende Arten von Pflanzen, Pilzen und Tieren, die durch diese gesellschaftspolitisch verantwortete Praxis zunehmend ihre Existenzgrundlagen verlieren. Die Biodiversitätsstrategien in Deutschland sind zum Scheitern verurteilt, wenn hier keine wirksamen Maßnahmen erfolgen. Die DGfM ruft dazu auf, aktuelle Vorkommen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu melden. Alle verifizierten Fundmeldungen werden in den Verbreitungskarten auf www.pilze-deutschland.de unter Nennung des Finders eingetragen. Dazu benötigen wir ein Bild, auf dem der Pilz zweifelsfrei erkennbar ist, ein Funddatum und die möglichst exakte Fundortangabe (z. B. GPS-Koordinaten).
Becherkoralle (Artomyces pyxidatus (Pers.) Jülich )Eine besonders schöne und ungewöhnliche Art aus der Gruppe der Korallenpilze mit dem wissenschaftlichen Namen Artomyces pyxidatus (Pers.) Jülich hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) zum Pilz des Jahres 2015 gewählt. Die in jedem Jahr präsentierte Art soll stellvertretend für die Pilze allgemein den Blick der Öffentlichkeit auf die wichtige Bedeutung der Pilze für uns und unsere Umwelt richten. Die zunehmende Nutzung von Holz aus den Wäldern zum Heizen schont zwar die Vorräte an fossilen Brennstoffen, aber sie reduziert auch den natürlichen Lebensraum für viele wichtige und seltene Organismen, wie ebend der Becherkoralle. Sie braucht das Totholz von abgestorbenen, älteren, stark vermorschten Baumstämmen, vorwiegend Pappel- und Weidenarten, zum Überleben. So erscheinen meist mehrere Fruchtkörper standorttreu viele Jahre lang.
Charakteristisch für die Becherkoralle, die auf den ersten Blick den Korallenpilzen der Gattung Ramaria ähnelt, sind die senkrecht aufsteigenden und quirlförmig verzweigten Äste mit ihren becherförmigen Enden. Die blaß creme- bis ockerlichen Fruchtkörper können eine stattliche Größe von bis zu 15 cm erreichen.
Lateinischer Name: Cantharellus cinereus Pers.: Fr.
Deutsche Namen: Grauer Leistling
Ein unscheinbarer Geselle ist der Graue Leistling. Mit seinen graubraunen Tarnfarben ist er schwer im Herbstlaub auszumachen. Es sei denn, er wächst zwischen gelb verfärbten Hainbuchenblättern, wie auf unserem wunderschönen Bild des Pilzfotografen und Hobby-Mykologen Marco Gebert. Mit seinem trichterförmigen Hut, den grauen Leisten auf der Hutunterseite und dem braunen Stiel ähnelt er dem Trompeten-Pfifferling. Der Fachmann erkennt schon aus dem lateinischen Namen „Cantharellus cinereus", dass der graue Leistling tatsächlich mit dem Pfifferling verwandt ist. In Deutschland gibt es sogar sechs verschiedene Pfifferlingsarten. Der wohl bekannteste unter ihnen ist der beliebte Speisepilz „Cantharellus cibarius", der Pfifferling oder Eierschwamm.
Alle Pfifferlingsarten sind sog. Mykorrhizapilze. Sie leben in Symbiose mit unseren Waldbäumen. In dieser Lebensgemeinschaft tauscht der Pilz mit dem Baum lebenswichtige Nährstoffe aus. Die Fruchtkörper des Pfifferlings, den wir im Wald sammeln können, ist jedoch nicht der alleinige Pilz. Im Waldboden wächst, für uns unsichtbar, das Pilzgeflecht des Pfifferlings. Dieses Pilzgeflecht schlägt, wie man heute weiß, von seiner Flächenausdehnung und seiner Lebensdauer alle Rekorde. Zum Beispiel kann der Hallimasch als Parasit mit seinem Pilzgeflecht viele Hektar Boden durchdringen und dabei älter werden als alle bekannten Lebewesen.
Der Graue Leistling ist, wie alle anderen Pfifferlingsarten der Gattung „Cantharellus", durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Allerdings hat der Gesetzgeber hier eine Ausnahmeregelung erlassen, die es dem Pilzgourmet erlaubt Pfifferlingsarten in geringen Mengen für den eigenen Bedarf in der Natur zu sammeln. Dies schließt demzufolge das kommerzielle Sammeln für Restaurants aus. Pfifferlinge, die auf dem Markt angeboten werden stammen hauptsächlich aus den baltischen Staaten, Russland und dem Balkan. In der Presse gab es in letzter Zeit immer wieder alarmierende Berichte über verdorbene Ware, bedingt durch die langen Transportwege und Lagerung. Hier heißt es für den Verbraucher genau hinschauen.
In Deutschland kann der Graue Leistling in jedem Bundesland gefunden werden. Er ist nicht selten unter Rotbuchen zu finden. Eine Verbreitungskarte aus dem Datenbestand der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zeigt, dass die Fundmeldungen in Deutschland mit Sicherheit noch lückig sind. Eine Karte de Fundmeldungen im Dokumentenblock auf der rechten Seite abgerufen werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Grauen Leistling zum „Pilz des Jahres 2012" gewählt um auch auf nahe Verwandte Arten des weitbekannten Markt-Pfifferlings aufmerksam zu machen.
Fotos: Torsten Richter
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) hat den Roten Gitterling (Clathrus ruber) zum „Pilz des Jahres 2011“ gewählt.
Dieser sehr außergewöhnlich aussehende, ungenießbare Pilz gehört verwandtschaftlich zu den Stinkmorchelartigen und anderen Gitterlingsartigen. Ähnlich wie bei der Stinkmorchel, schiebt sich aus einem tennisballgroßem Hexenei eine fleischrote Gitterkugel. Nach ihrer Entfaltung entströmt dieser Gitterkugel ein aasartiger Geruch, der Fliegen anlockt. Gierig nehmen die Fliegen die Sporenmasse auf. Die Pilzsporen werden im Verdauungstrakt der Insekten transportiert und landen nach der Ausscheidung wieder auf der Erde. Somit sorgen sie für die Verbreitung des Pilzes.
Kann man diesen unverkennbaren Pilz in Deutschland nun auch finden ??? Die Pilzkartierung der DGfM verzeichnet für Deutschland etwa 90 Funde, somit ist er eher selten. In Mecklenburg-Vorpommern gilt der Pilz als Rarität! Meist kommt der Rote Gitterling im Sommer auf Friedhöfen, in Gärten oder Parkanlagen vor. Im Mittelmeergebiet ist er häufiger zu finden. Wie der Tintenfischpilz, ein naher Verwandter, ist der Rote Gitterling in Deutschland eingebürgert. Ob er sich in Ausbreitung befindet, kann derzeit nicht mit Sicherheit beurteilt werden. Dies ist auch ein Grund für die Nominierung 2011. In einer breit angelegten Mitmachaktion möchte die DGfM weitere Fundmeldungen und somit mehr Informationen über die Verbreitung des Pilzes sammeln.
Eine zuverlässige Wettervorhersage ist ein alter Menschheitstraum. Jahrhunderte lang vertraute man auf den bekannten „Wetterfrosch“ im Glas, auf Fichtenzapfen, die ihre Schuppen spreizen, auf hoch oder tief fliegende Schwalben – und auf einen sternförmigen Pilz, dem man den ehrenvollen Namen Wetterstern verlieh.
Wer das Glück hat, ihn zu finden, bleibt erstaunt stehen und überlegt: Wie kommen diese Korallen bloß hierher, in diesen deutschen Buchenwald
Blauer
Rindenpilz
Pulcherricium
caeruleum
(Lam.) Parmasto
= Terana caerulea
(Lam.) Kuntze
Orange-gelb leuchtet ein keulenförmiger Pilz im Grün der Wiese. Nur wenige Zentimeter ist er groß, fast hätten wir ihn übersehen. Ist es eine Keule der Familie Clavariaceae, also ein Ständerpilz (Basidiomycota)? Nein, das kann nicht sein, denn wir sehen die Öffnungen von dicht unter der Oberfläche liegenden Kammern (Perithecien), die angefüllt sind mit mikroskopisch kleinen Sporenschläuchen (Asci). Es handelt sich also um einen Schlauchpilz (Ascomycota). Vielleicht ist es ein Holzkeulenpilz? Holzkeulenpilze (Xylariales, Ascomycota) sind jedoch normalerweise schwarz und, wie ihr Name schon sagt, sie leben auf Holz. Vielleicht wächst unser Pilz auf im Boden vergrabenem Holz? Wir schauen nach. Mehr oder weniger gut erkennbar finden wir an der Basis des Stiels im Boden verborgen eine tote, durch Fäden des Pilzes mumifizierte Schmetterlingspuppe! Wir haben es mit einem parasitischen Pilz zu tun, der als kleine, Pilzfäden bildende Spore in lebende Insekten eindringt, die Tiere abtötet und die Kraftstoffe des Insektenkörpers für die Entwicklung keulenförmiger Fruchtkörper nutzt. Es handelt sich um die Puppenkernkeule (Cordyceps militaris)!
Die Puppenkernkeule ist in der gesamten Nordhemisphäre verbreitet und auch bei uns relativ häufig zu finden, besonders im Herbst. Es ist also keine in ihrem Bestand gefährdete Art. Wie kommt dieser kleine, Tod bringende Pilz trotzdem zu der Ehre, „Pilz des Jahres“ zu werden?
Die Puppenkernkeule zeigt uns, wie wichtig gerade kleine Pilze in unseren Ökosystemen sein können. Ihre Aufgabe ist eine natürliche Regulierung der Schmetterlingspopulationen. Als Erreger einer Insektenkrankheit mit Todesfolge, der als Spore zufällig seine Opfer finden muss, entwickelt sich die Puppenkernkeule besonders zahlreich, wenn die Insektenpopulation besonders dicht ist, also gerade wenn eine Schmetterlingsplage herrscht. Durch die Pilzkrankheit wird die Anzahl der Insekten schnell reduziert, es gibt weniger Wirte für den Pilz, der Pilz wird weniger häufig und die Überlebenschancen der Insekten sind wieder günstiger. So ist für ein natürliches Gleichgewicht zwischen Insekten und Pilzen gesorgt. Auch für unsere Kulturpflanzen können wir Pilze zur Bekämpfung von Schadinsekten einsetzen, wofür wir aber nicht die Puppenkernkeule, sondern nahe verwandte Mikropilze, wie z.B. Beauveria-Arten, nutzen.
Hinweise auf medizinisch interessante Inhaltsstoffe der Cordyceps-Arten liefern uns angeblich Yaks, zottige Rinder in den Hochebenen Tibets, die zur Brunftzeit die Chinesische Kernkeule (Cordyceps sinensis) ausgraben, fressen und dadurch richtig gut in Fahrt kommen! Für den Menschen interessante Heilkräfte dieser Pilze sind in chinesischen Kräuterbüchern dokumentiert, die bis zu 2.000 Jahre alt sind. Cordyceps-Arten werden nicht nur als Aphrodisiakum empfohlen, sondern auch für die Stärkung der Lunge, Nieren und Spermienproduktion, gegen Husten, Erkältung und Blutungen. Kurz gesagt, dienen Cordyceps-Arten, allen voran C. sinensis und C. militaris, der Stärkung der Lebensenergie „Qi“. Auch Sportler nutzen sie, da sie als Doping-Mittel nicht verboten sind. Die beste Wirkung zeigen die mumifizierten Insektenlarven mit ihren keulenförmigen Pilz-Fruchtkörpern als heißer wässriger Extrakt, also als Tee.
Wissenschaftler unserer Zeit haben die Inhaltsstoffe analysiert und zahlreiche Heilwirkungen bestätigt. So wirken unter anderem Polysaccharide entzündungshemmend, gegen Tumore und Metastasen, stärken das Immunsystem und helfen bei der Regulierung von Zucker- und Fettwerten des Blutes. Cordycepin, ein Desoxyadenosin, trägt bei zur Aktivität gegen Tumore und tötet Bakterien sowie Insekten.
Da die Puppenkernkeule und verwandte Arten als Medikament heiß begehrt und in der Natur nicht so häufig zu finden sind, werden Puppen der Seidenspinnerraupe, Bombyx mori, mit den Pilzen künstlich infiziert. Diese mühsame Kultivierung und die große Nachfrage aufgrund der wertvollen Eigenschaften führten dazu, dass insbesondere die Chinesische Keule zu den teuersten Pilzen weltweit zählt. Seit wenigen Jahren hat man es jedoch geschafft, die Puppenkernkeule im Labor auf Nährmedium heranzuziehen, wodurch die Produktionskosten geringer werden.
Weltweit umfasst die Gattung Cordyceps ungefähr 450 Arten, darunter neben vielen Insektenparasiten auch Pilzparasiten, wie z.B. die Zungen-Kernkeule (Cordyceps ophioglossoides), die auf Hirschtrüffeln (Elaphomyces spp.) lebt. Zur näheren Verwandtschaft zählen zudem Pflanzenparasiten, wie der Mutterkornpilz (Claviceps purpurea) und der Gras-Kernpilz (Epichloë typhina). Aufgrund der vielfältigen Inhaltsstoffe, Substrate und Wechselwirkungen mit Pflanzen, Tieren und anderen Pilzen ist die Erforschung des Verwandtschaftskreises der Puppenkernkeule, die Clavicipitaceae in den Hypocreales, für Pilzforscher und Mediziner eine spannende Aufgabe, die noch viele wertvolle Ergebnisse erwarten lässt!
aus Deutsche Gellschaft für Mykologie (DGfM)
Der Bronze-Röhrling, auch Schwarzhütiger Steinpilz (Boletus aereus Bull.: Fr.) genannt, ist ein stattlicher Pilz aus der Verwandtschaft der Steinpilze.